von Christian Lollike
Ist Disney Schuld? Daran, dass wir vergessen haben, wie die Welt ist oder sein sollte? Wie wir unser Leben noch lebenswert machen können, inmitten von Selbstoptimierung, medialer Dauerbeschallung, Gender-Idealen und kapitalistischem Rationalismus? Eine Geschichte von Zweien, die der Traumfabrik den Kampf ansagen.
Träume werden Wirklichkeit erzählt die tragikomische Geschichte von Frau A und Herrn B. Mit Erschrecken stellen beide fest, die Disneyversion ihrer selbst geworden zu sein. In zementierten, disneyfizierten Geschlechterrollen gefangen, sind sie nicht viel mehr als weichgespülte, harmlose Märchenfiguren. Rund, glatt, nichtssagend, müde. Schlimmer noch, sie können sich eine andere Welt, eine andere Geschichte, gar nicht mehr vorstellen. All ihre wilden, großen Sehnsüchte, Ideale und Träume sind in der Disney-Maschine eingelaufen, passen nicht mehr und zwicken.
„Disney hat den Märchen die Eier abgerissen, hat sie kastriert, sie zu wohlformulierten pädagogisch korrekten Erzählungen gemacht. Sie von der Gewalt bereinigt. Von bizzarem Begehren. Disney macht unsere Kinder zu naiven, unkritischen Superverbrauchern, die Angst vor Widerstand haben und keine Veränderung verursachen können.“
Dabei wissen wir doch, dass Märchen da aufhören, wo die täglichen Sorgen beginnen. Dass das echte Leben da anfängt, wo Dagobert Duck nicht nur das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erhaschen versucht, sondern auch die große Liebe. Wo es auch in Zeiten der Krise gilt, Hänsel und Gretel etwas zu ermöglichen, sie zu versorgen. Wo Schneewittchen zwar ihren Prinzen gefunden hat, der Alltag die beiden aber schließlich doch einholt. Das Leben ist eben kein Disneyland. Happy End? Nicht garantiert.
Die Protagonisten in Träume werden Wirklichkeit sehen schließlich doch noch etwas ein: Jeder besitzt die Macht über seine eigene Geschichte und der, der etwas ändern will, muss seine Selbsterzählung neu denken. „Vielleicht sollten wir unser eigenes Disneydrama machen“. Mit einem disneyesken Augenzwinkern zeigt Träume werden Wirklichkeit Wege auf, um aus der Endlosschleife auszubrechen. Vielleicht lässt sich das Gegenwärtige gegen den Strich bürsten, sodass es doch noch Widerstände zum Festhalten gibt?
„Man fühlt sich hier und da in seiner Denkweise ertappt und wird von der engagierten Spielfreude aufgefordert auch einmal Werte dieser Gesellschaft zu hinterfragen.“ (eigene werte)
Regie: Gudrun H. Lelek // Autor: Christian Lollike // Musik: Alexander Goretzki, Winfried Wrede // Kostüme: Albena Kaptebileva // Umsetzung: Björn Hotes // Mit: Norbert Eichstädt, Marga Koop // Aufführungsrechte beim Verlag Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG, Berlin
Gefördert von:
Stadt Oldenburg
Oldenburgische Landschaft
VR Stiftung der Volksbanken und Raiffeisenbanken
Raiffeisenbank Oldenburg e.G.
Eismann Haustechnik