Über die Kunst seinen Chef anzusprechen und ihn um eine Gehaltserhöhung zu bitten

von Georges Perec

Sie fühlen sich unterbezahlt? Sie finden, Sie verdienen mehr? Für die ganze Verantwortung, die neuerdings auf Ihren Schultern lastet? Klingt, als wäre es Zeit für eine Gehaltsverhandlung. Sie sind mutig und entschlossen? Gut, aber seien Sie vorgewarnt: Viele Wege führen nach Rom. Und vermutlich kommt am Ende alles anders als gedacht.

Das Element der Unberechenbarkeit, des Entweder-Oders durchzieht den hier für die Bühne adaptierten Roman „Über die Kunst seinen Chef anzusprechen und ihn um eine Gehaltserhöhung zu bitten“ von Anfang bis Ende. Immer gibt es mindestens zwei Möglichkeiten, wie die Dinge sein könnten: Entweder Ihr Chef ist in seinem Büro oder er ist nicht in seinem Büro. Entweder er hebt bei Ihrem Eintreten den Kopf oder er hebt ihn nicht. Der urkomische, ohne Punkt und Komma dahinfließende Text des französischen Autors Georges Perec (1936-82) berücksichtigt alle Eventualitäten der Entgegnung mit dem Vorgesetzten. Als Ratgeber getarnt, gibt er doch am allerwenigsten Rat. Eher noch führt er uns die Undenkbarkeit des Vorhabens vor Augen. Der Roman zeichnet schon in den späten 60er Jahren ein Bild von Unternehmen, das bis heute nichts an Gültigkeit eingebüßt hat.

Als Bühnenadaption erinnert Perecs Werk mit seinen scheinbar endlosen, das immer gleiche wiederholenden Wortschleifen an herrlich absurdes Theater, ist tragisch und komisch zugleich. Dabei verwandelt der bizarre Pseudo-Ratgeber sich in ein Solo-Stück, das daherkommt wie ein Coaching. Eine Gelegenheit, sich für das Gespräch aller Gespräche fit zu machen, alles einmal gründlich zu durchdenken. Einem dicken Plus auf dem nächsten Gehaltszettel dürfte so nichts mehr im Wege stehen. Vielleicht.

„Kurzweilig und anregend… Sprachwitz macht das Zuhören zum Vergnügen…“ (NWZ)

Regie: Gudrun H. Lelek //dt. Übersetzung: Tobias Scheffel // Kostüme: Albena Kaptebileva // Mit: Marga Koop

Aufführungsrechte bei Les éditions Fayard, Paris; Rechte für die deutsche Übersetzung (von Tobias Scheffel) bei Klett-Cotta Verlag, Stuttgart

© Initially published with Hachette Littératures, 2008; © Editions Fayard, 2011.

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